Beschluss: Mehrheitlich abgelehnt

Abstimmung: Ja: 5, Nein: 7, Anwesend: 12

Mit erneutem Schreiben vom 13. November 2020 stellen die Freien Wähler e. V. den Antrag das Thema erneut zu behandeln.

 

Nach Meinung der Freien Wähler haben sich hier neue Gesichtspunkte ergeben.

 

  1. Vorbildfunktion der Gemeinde - Nachhaltigkeit
    Die Gemeinde hat über viele Jahre den Antragstellern von Bauanträgen die Speicherung von Oberflächenwasser auf dem Grundstück z. B. in einer Zisterne vorgeschrieben. Für die betroffenen Bürger und vor allem als Signal für die Positionierung der Gemeinde in Sachen Nachhaltigkeit, halten wir es für sehr wichtig, die bisherige Entscheidung des Gemeinderates zu überdenken. Dies gilt aus unserer Sicht auch mit Blick auf die Kostensituation der Regenwasserzisterne, die sowohl in Relation zu den Gesamtbaukosten des Kindergartenneubaus als auch in ihrer absoluten Höhe nicht als wesentlich einzuordnen sind. Ganz im Gegensatz dazu steht der nicht in Geld auszudrückende Wert einer nachhaltigen Entwicklungspolitik der Gemeinde, der aus unserer Sicht deutlich schwerer wiegt.

  2. Dezentrale Wasserrückhaltung bei starkem Regen (Hochwasserschutz)
    Die Klimaerwärmung bringt immer neue Wetterphänomene hervor, die sich regional
    z. B. in Starkregenereignissen zeigen. Hier wird die dezentrale Regenwasser-rückhaltung für die Zukunft immer größere Bedeutung erlangen. Eine Zisterne zur Regenwassernutzung beim Kindergartenneubau würde dazu einen Beitrag leisten.

  3. Zukünftige Rentabilitäts- und Kostenüberlegungen
    Die bisherige Diskussion über Kosten- und Nutzenaspekte des Baus einer Regenwasserzisterne haben sich sehr stark auf den aktuellen Preis des Bezugs von Trinkwasser fokussiert.
    Unter Berücksichtigung der vorherrschenden Wasserknappheit in der Region ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit steigenden Wasserbezugskosten zu rechnen, die den Bau einer Zisterne wirtschaftlicher werden lässt.

  4. Trinkwasser sparen
    Oberfranken gehört zu den trockensten Regionen in Bayern
    Die heißen Sommer erfordern einen hohen Wasserbedarf für Pflanzen und Tiere, der nicht durch Trinkwasser gedeckt werden muss und deshalb ist Trinkwasser sparen eine Beitrag zur Ressourcenschonung.

  5. Pflanzen gedeihen besser, wenn sie mit weichem Regenwasser gegossen werden als mit hartem Trinkwasser.

  6. Grundwasserspiegel sinkt
    Im Schnitt der letzten zehn Jahre ging die Grundwasserbildung um fast ein Fünftel zurück und lies den Grundwasserspiegel entsprechend sinken. Die Nutzung einer Zisterne würde diesem Trend entgegenwirken.

Zusammenfassung/Ergebnis:
Viele Menschen scheuen den Kauf einer Zisterne zunächst aufgrund der verhältnismäßig hohen Anschaffungskosten. Doch langfristig gesehen macht sich die Investition bezahlt: Denn Zisternen haben eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten, und gerade mit Blick auf die stetig steigenden Kosten für Trink- und Abwasser ist eine Zisterne eine vernünftige und lohnende Investition in die Zukunft, die Geld spart und zudem gut für das ökologische Gleichgewicht ist.

 

Die Freien Wähler beantragen, das Regenwasser des Kindergartens als Gartenwasser zu nutzen und eine entsprechende Zisterne im Rahmen des Kindergartenneubaus einzubauen.

 

Mit Mail vom 14.11.2020 fragen die Jungen Bürger nach, ob hier die Gemeinde bei der Antragsausarbeitung mehrere Verständnisfragen genauer erklären kann.

 

Derzeit ist es so, dass die Außenbereichsplanung noch nicht begonnen wurde. Eine genaue detaillierte Kostenaufstellung, was eine Bewässerungsanlage kostet, kann erst dann gegeben werden, wenn man weiß, was man bewässern muss.

 

Bei kleinteiligen Flächen wird der Bewässerungsaufwand höher, weil man viele kleine Regner braucht. Diese Kosten (der Bewässerungsanlage) werden dann, wenn die Außenbereichsplanung erstellt wird, Teil dieser sein.

 

Nachtrag von Hr. Reißner am 20.11.20, 11.00 Uhr

 

Die Kosten für Bewässerungsanlagen sind frei von der Entscheidung zu betrachten, ob das Wasser aus der Zisterne oder der Leitung kommt. Diese Kosten sind immer gleich. Die Verwaltung hat nach dem Eintreffen des Antrags der Freien Wähler und den detaillierten Fragen von Hr. Steins mit dem Außenbereichsplaner gesprochen. Hier gibt es eine klare Aussage. „Mehr gießen bringt mehr Grün.“ Es kommt also darauf, mit welchem Wasser gegossen werden soll. Die Verwaltung hat deshalb den ursprünglichen Beschlussvorschlag erarbeitet, um einen evtl. gewünschte Regenwassernutzung jetzt mit den Bauarbeiten installieren zu können.

 

Die Verwaltung hat auch mit dem Fachingenieur, Hr. Schwarz von PLB gesprochen. Dieser hat die Höhe des Aufwandes von ca. 15.000,-- € bestätigt. Es würden zur Ausführung kommen: 2 Betonzisternen à 6500 l oder kleiner, je nach Angebot (hier wird die Verwaltung die Beschaffung über das Internet wahrnehmen), die Erdarbeiten und die Verrohrungen. Der Einbau kleinerer Zisternen lohnt sich nicht, da erstens der Regenertrag vorhanden ist und zweitens die Kosten drum herum fix sind und die Zisternengröße wenig daran ändert.

 

Die Entscheidung Für und Wider ist an wenigen Rechengrößen fest gemacht:

 

Wasserpreis, Grünanlagen Menge und Grünanlagen Anspruch, damit Gießhäufigkeit. Wenn z. B. keine automatische Sprenganlage eingebaut wird, kann man davon ausgehen, dass auch weniger gegossen wird. Das rückt die Regenwassernutzung noch weiter ins Minus. Also erst wenn der Wasserpreis steigt und der Anspruch an grünen Grünanlagen vorhanden ist, kann die Regenwassernutzung mit Zahlen positiv begründet werden.

 

Die Verwaltung ging aufgrund der allgegenwärtigen Diskussion um den Klimawandel (vor Corona), gerade um die Sorge der zukünftigen Lebensbedingungen für nachfolgende Generationen (so hört es jedenfalls der Verfasser immer von Bürgern, wenn es um Belange Erwachsener geht) davon aus, dass es sich nur um eine pro forma Entscheidung handelt. Es sind aber scheinbar noch andere Gesichtspunkte, die der Rat in der Diskussion ausgearbeitet hat, zu berücksichtigen.

 

Da die Verwaltung die zukünftige Entwicklung des Wasserpreises nicht voraussagen kann und den Anspruch der Gemeinde an die Grünanlagen nicht genau kennt, kann sie dem Gemeinderat Poxdorf in dieser Sache leider keinen Vorschlag zu Entscheidung unterbreiten.

 

Nachtrag von Hr. Reißner am 27.11.20, 10.30 Uhr

 

Gestern fand ein Treffen mit dem Fachplaner „Außen“ statt. Dabei wurde intensiv über die Regenwassernutzungsanlage diskutiert. Mit neuen Erkenntnissen und Aussagen des Landschaftsarchitekten zur Regenwassernutzung.

 

-          Stabilität des Rasens: Der Rasen, so Herr Müller-Maatsch bleibt nur stabil und erhalten, wenn er gegossen wird. An stark belasteten Stellen werden die Rasenflächen entsprechend der Bauart eines Fußballfeldes ausgeschrieben

-          Gießhäufigkeit: Um den Rasen zu erhalten, muss dieser in der Hitzeperiode (von Mai bis September ca. 20 Wochen) lang gegossen werden. Dazu werden wöchentlich 8 cbm Wasser benötigt. Dies ergibt 160 cbm Wasser.

-          Art des Gießens: Von Hand durch Bauhof oder Hausmeister durch Aufstellen und abbauen von Regnern, oder verrohrte Gießanlage mit automatischen Sprengern in den Morgenstunden. Das Gießen muss täglich stattfinden und nicht erst wenn es staubt, oder der Rasen sichtbar schwächelt. Dann ist bereits ein Absterben eingeläutet. Man kann davon ausgehen, dass beim manuellen Gießen nicht die notwendige Menge Wasser ausgebracht wird und der Rasen entsprechend kaputt geht.

-          Die Installation einer automatischen Beregnungsanlage kostet geschätzt 25.000,-- €

-          Die Zisterne ist also ohne „Nachregen“ nach 1,5 – 2 Wochen erschöpft.

-          Aussage des Fachplaners: Es kann Grundwasser zum Gießen verwendet werden. Aber nur in Verbindung mit einer Zisternenanlage, da hier eine „sanftere“ Entnahme des Wassers stattfinden kann. Der Grundwasserspiegel in Poxdorf ist relativ hoch und würde das erlauben.

-          Die Zisternengröße ist mit 18 cbm ausreichend

 

Die Diskussion mit dem Planer hat handfeste Punkte ergeben. Und neue Themen, die behandelt werden müssen. Soll der Rasen erhalten bleiben oder nicht? Die Voraussetzungen für eine intakte Rasenfläche wurden oben beschrieben. Es ist in Zukunft auch noch über eine Beregnungsanlage zu entscheiden!

 

Die Regenwassernutzung kann nur mit einer aufwändigen Installation von Zisternen und Brunnen umgesetzt werden und den Trinkwasserverbrauch verringern. Es müssten drei Zisternenbehälter installiert werden, wobei einer nur der Speisung aus dem Brunnen dient, um den Rasen nicht mit Trinkwasser gießen zu müssen. Die anderen müssen leer gehalten werden, um einen Niederschlag aufnehmen zu können, und das gewonnene Wasser dann auch nutzen zu können.

 

Den Investitionskosten von vorauss. 30.000,-- € steht ein Wasserpreis von ca. 2,00 € brutto/cbm gegenüber. Jahresaufwand 320,-- €

 

Die Entscheidung kann entsprechend nur auf ideellen oder monetären Grundlagen beruhen, wobei das Heranziehen der einen Grundlage, die andere ausschließt.


Beschluss:

Der Gemeinderat beschließt, das Regenwasser des Kindergartens als Gartenwasser zu nutzen und eine Zisterne in der Größe von 12 – 15 cbm, je nach Angebot im Rahmen des Kindergartenneubaus einzubauen.