Sitzung: 30.11.2020 GRP/075/2020
Beschluss: Mehrheitlich abgelehnt
Abstimmung: Ja: 5, Nein: 7, Anwesend: 12
Mit erneutem Schreiben vom 13. November 2020 stellen die Freien Wähler e. V. den Antrag das Thema erneut zu behandeln.
Nach Meinung der Freien Wähler haben sich hier neue Gesichtspunkte ergeben.
- Vorbildfunktion
der Gemeinde - Nachhaltigkeit
Die Gemeinde hat über viele Jahre den Antragstellern von Bauanträgen die Speicherung von Oberflächenwasser auf dem Grundstück z. B. in einer Zisterne vorgeschrieben. Für die betroffenen Bürger und vor allem als Signal für die Positionierung der Gemeinde in Sachen Nachhaltigkeit, halten wir es für sehr wichtig, die bisherige Entscheidung des Gemeinderates zu überdenken. Dies gilt aus unserer Sicht auch mit Blick auf die Kostensituation der Regenwasserzisterne, die sowohl in Relation zu den Gesamtbaukosten des Kindergartenneubaus als auch in ihrer absoluten Höhe nicht als wesentlich einzuordnen sind. Ganz im Gegensatz dazu steht der nicht in Geld auszudrückende Wert einer nachhaltigen Entwicklungspolitik der Gemeinde, der aus unserer Sicht deutlich schwerer wiegt.
- Dezentrale
Wasserrückhaltung bei starkem Regen (Hochwasserschutz)
Die Klimaerwärmung bringt immer neue Wetterphänomene hervor, die sich regional
z. B. in Starkregenereignissen zeigen. Hier wird die dezentrale Regenwasser-rückhaltung für die Zukunft immer größere Bedeutung erlangen. Eine Zisterne zur Regenwassernutzung beim Kindergartenneubau würde dazu einen Beitrag leisten.
- Zukünftige
Rentabilitäts- und Kostenüberlegungen
Die bisherige Diskussion über Kosten- und Nutzenaspekte des Baus einer Regenwasserzisterne haben sich sehr stark auf den aktuellen Preis des Bezugs von Trinkwasser fokussiert.
Unter Berücksichtigung der vorherrschenden Wasserknappheit in der Region ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit steigenden Wasserbezugskosten zu rechnen, die den Bau einer Zisterne wirtschaftlicher werden lässt.
- Trinkwasser
sparen
Oberfranken gehört zu den trockensten Regionen in Bayern
Die heißen Sommer erfordern einen hohen Wasserbedarf für Pflanzen und Tiere, der nicht durch Trinkwasser gedeckt werden muss und deshalb ist Trinkwasser sparen eine Beitrag zur Ressourcenschonung.
- Pflanzen
gedeihen besser, wenn sie mit weichem Regenwasser gegossen werden als mit
hartem Trinkwasser.
- Grundwasserspiegel
sinkt
Im Schnitt der letzten zehn Jahre ging die Grundwasserbildung um fast ein Fünftel zurück und lies den Grundwasserspiegel entsprechend sinken. Die Nutzung einer Zisterne würde diesem Trend entgegenwirken.
Zusammenfassung/Ergebnis:
Viele Menschen scheuen den Kauf einer Zisterne zunächst aufgrund der verhältnismäßig
hohen Anschaffungskosten. Doch langfristig gesehen macht sich die Investition
bezahlt: Denn Zisternen haben eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten, und
gerade mit Blick auf die stetig steigenden Kosten für Trink- und Abwasser ist
eine Zisterne eine vernünftige und lohnende Investition in die Zukunft, die
Geld spart und zudem gut für das ökologische Gleichgewicht ist.
Die Freien Wähler beantragen, das Regenwasser des Kindergartens als Gartenwasser zu nutzen und eine entsprechende Zisterne im Rahmen des Kindergartenneubaus einzubauen.
Mit Mail vom 14.11.2020 fragen die Jungen
Bürger nach, ob hier die Gemeinde bei der Antragsausarbeitung mehrere
Verständnisfragen genauer erklären kann.
Derzeit ist es
so, dass die Außenbereichsplanung noch nicht begonnen wurde. Eine genaue
detaillierte Kostenaufstellung, was eine Bewässerungsanlage kostet, kann erst
dann gegeben werden, wenn man weiß, was man bewässern muss.
Bei
kleinteiligen Flächen wird der Bewässerungsaufwand höher, weil man viele kleine
Regner braucht. Diese Kosten (der Bewässerungsanlage) werden dann, wenn die
Außenbereichsplanung erstellt wird, Teil dieser sein.
Nachtrag von Hr. Reißner am
20.11.20, 11.00 Uhr
Die
Kosten für Bewässerungsanlagen sind frei von der Entscheidung zu betrachten, ob
das Wasser aus der Zisterne oder der Leitung kommt. Diese Kosten sind immer
gleich. Die Verwaltung hat nach dem Eintreffen des Antrags der Freien Wähler
und den detaillierten Fragen von Hr. Steins mit dem Außenbereichsplaner
gesprochen. Hier gibt es eine klare Aussage. „Mehr gießen bringt mehr Grün.“ Es
kommt also darauf, mit welchem Wasser gegossen werden soll. Die Verwaltung hat
deshalb den ursprünglichen Beschlussvorschlag erarbeitet, um einen evtl.
gewünschte Regenwassernutzung jetzt mit den Bauarbeiten installieren zu können.
Die
Verwaltung hat auch mit dem Fachingenieur, Hr. Schwarz von PLB gesprochen.
Dieser hat die Höhe des Aufwandes von ca. 15.000,-- € bestätigt. Es würden zur
Ausführung kommen: 2 Betonzisternen à 6500 l oder kleiner, je nach Angebot
(hier wird die Verwaltung die Beschaffung über das Internet wahrnehmen), die
Erdarbeiten und die Verrohrungen. Der Einbau kleinerer Zisternen lohnt sich
nicht, da erstens der Regenertrag vorhanden ist und zweitens die Kosten drum
herum fix sind und die Zisternengröße wenig daran ändert.
Die
Entscheidung Für und Wider ist an wenigen Rechengrößen fest gemacht:
Wasserpreis,
Grünanlagen Menge und Grünanlagen Anspruch, damit Gießhäufigkeit. Wenn z. B.
keine automatische Sprenganlage eingebaut wird, kann man davon ausgehen, dass
auch weniger gegossen wird. Das rückt die Regenwassernutzung noch weiter ins
Minus. Also erst wenn der Wasserpreis steigt und der Anspruch an grünen
Grünanlagen vorhanden ist, kann die Regenwassernutzung mit Zahlen positiv
begründet werden.
Die
Verwaltung ging aufgrund der allgegenwärtigen Diskussion um den Klimawandel
(vor Corona), gerade um die Sorge der zukünftigen Lebensbedingungen für
nachfolgende Generationen (so hört es jedenfalls der Verfasser immer von
Bürgern, wenn es um Belange Erwachsener geht) davon aus, dass es sich nur um
eine pro forma Entscheidung handelt. Es sind aber scheinbar noch andere
Gesichtspunkte, die der Rat in der Diskussion ausgearbeitet hat, zu
berücksichtigen.
Da
die Verwaltung die zukünftige Entwicklung des Wasserpreises nicht voraussagen
kann und den Anspruch der Gemeinde an die Grünanlagen nicht genau kennt, kann
sie dem Gemeinderat Poxdorf in dieser Sache leider keinen Vorschlag zu
Entscheidung unterbreiten.
Nachtrag von Hr. Reißner am
27.11.20, 10.30 Uhr
Gestern
fand ein Treffen mit dem Fachplaner „Außen“ statt. Dabei wurde intensiv über
die Regenwassernutzungsanlage diskutiert. Mit neuen Erkenntnissen und Aussagen
des Landschaftsarchitekten zur Regenwassernutzung.
-
Stabilität
des Rasens: Der Rasen, so Herr Müller-Maatsch bleibt nur stabil und erhalten,
wenn er gegossen wird. An stark belasteten Stellen werden die Rasenflächen
entsprechend der Bauart eines Fußballfeldes ausgeschrieben
-
Gießhäufigkeit:
Um den Rasen zu erhalten, muss dieser in der Hitzeperiode (von Mai bis September
ca. 20 Wochen) lang gegossen werden. Dazu werden wöchentlich 8 cbm Wasser
benötigt. Dies ergibt 160 cbm Wasser.
-
Art
des Gießens: Von Hand durch Bauhof oder Hausmeister durch Aufstellen und
abbauen von Regnern, oder verrohrte Gießanlage mit automatischen Sprengern in
den Morgenstunden. Das Gießen muss täglich stattfinden und nicht erst wenn es
staubt, oder der Rasen sichtbar schwächelt. Dann ist bereits ein Absterben
eingeläutet. Man kann davon ausgehen, dass beim manuellen Gießen nicht die
notwendige Menge Wasser ausgebracht wird und der Rasen entsprechend kaputt
geht.
-
Die
Installation einer automatischen Beregnungsanlage kostet geschätzt 25.000,-- €
-
Die
Zisterne ist also ohne „Nachregen“ nach 1,5 – 2 Wochen erschöpft.
-
Aussage
des Fachplaners: Es kann Grundwasser zum Gießen verwendet werden. Aber nur in
Verbindung mit einer Zisternenanlage, da hier eine „sanftere“ Entnahme des
Wassers stattfinden kann. Der Grundwasserspiegel in Poxdorf ist relativ hoch
und würde das erlauben.
-
Die
Zisternengröße ist mit 18 cbm ausreichend
Die
Diskussion mit dem Planer hat handfeste Punkte ergeben. Und neue Themen, die
behandelt werden müssen. Soll der Rasen erhalten bleiben oder nicht? Die
Voraussetzungen für eine intakte Rasenfläche wurden oben beschrieben. Es ist in
Zukunft auch noch über eine Beregnungsanlage zu entscheiden!
Die
Regenwassernutzung kann nur mit einer aufwändigen Installation von Zisternen
und Brunnen umgesetzt werden und den Trinkwasserverbrauch verringern. Es
müssten drei Zisternenbehälter installiert werden, wobei einer nur der Speisung
aus dem Brunnen dient, um den Rasen nicht mit Trinkwasser gießen zu müssen. Die
anderen müssen leer gehalten werden, um einen Niederschlag aufnehmen zu können,
und das gewonnene Wasser dann auch nutzen zu können.
Den
Investitionskosten von vorauss. 30.000,-- € steht ein Wasserpreis von ca. 2,00
€ brutto/cbm gegenüber. Jahresaufwand 320,-- €
Die
Entscheidung kann entsprechend nur auf ideellen oder monetären Grundlagen
beruhen, wobei das Heranziehen der einen Grundlage, die andere ausschließt.
Beschluss:
Der Gemeinderat beschließt, das Regenwasser des Kindergartens als Gartenwasser zu nutzen und eine Zisterne in der Größe von 12 – 15 cbm, je nach Angebot im Rahmen des Kindergartenneubaus einzubauen.